[linux-l] GPLv3 erschienen

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Mo Jul 23 01:48:54 CEST 2007


Hallo,

On Sun, Jul 22, 2007 at 10:05:56PM +0200, Steffen Dettmer wrote:
> * olafBuddenhagen at gmx.net wrote on Fri, Jul 20, 2007 at 03:49 +0200:

> > Wenn der Nutzer über die Software, die er benutzt, nicht bestimmen
> > kann, dann bestimmt die Software über ihn -- sie legt fest, was er
> > machen darf, und was nicht.
> 
> Der Nutzer muss das doch nicht kaufen.

Wieso ist es nicht erlaubt, Autos ohne Sitzgurte zu verkaufen? Wieso ist
es nicht erlaubt, Laufzeitverträge über mehr als zwei Jahre zu
schließen? Wieso dürfen keine Geräte ohne Garantie verkauft werden? Der
Nutzer muss das alles doch nicht kaufen!

Vielleicht ist es so, dass die Entscheidung des Konsummenten nicht
wirklich frei ist? Vielleicht sind die meisten Leute nicht ausreichend
informiert um gute Entscheidungen zu treffen? Vielleicht sind sich viele
der Konsequenzen bestimmter Sachen nicht richtig bewusst? Vielleicht
lassen sich Menschen zu leicht zu problematischen Konditionen verlocken,
zum Beispiel über einen geringen Preis? Vielleicht sehen Menschen sich
oft gezwungen, sich auf etwas einzulassen wovon sie wissen dass es
problematisch ist, um nicht von Teilen des gesellschaftlichen Lebens
ausgeschlossen zu sein? Vielleicht haben Menschen einfach nicht die
Zeit, über jede einzelne Entscheidung im Detail nachzudenken? Kurzum:
Vielleicht ist es unumgänglich, bestimmte Praktiken von vornherein zu
verhindern, um die Verbraucher zu schützen? Hast Du Dir über sowas
jemals Gedanken gemacht?

Aber das tut eigentlich auch nicht viel zum Thema. Mag ja sein, dass Du
es in Ordnung findest, wenn sich Software bzw. Softwareanbieter über die
Wünsche der Benutzer hinwegsetzen. Es gibt aber nun mal Menschen, die
sowas nicht OK finden; und deshalb Code schreiben und unter eine Lizenz
stellen, die diese Praktiken nicht zulässt. Deshalb gibt es das
GNU-Projekt und die GPL.

> Das festgelegt ist, man man machen darf und was nicht, ist vollkommen
> normal und gewöhnlich.

Nein, dass ein Anbieter dem Benutzer sowas vorschreibt, ist nicht normal
-- oder sollte es zumindest nicht sein.

> > > Ich arbeite täglich mit Geräten, die nur signierten Code starten.
> > > Rein theoretisch hätte ich da auch gern Linux drauf.
> > 
> > Warum? Was spielt es für Dich für eine Rolle, was da drauf läuft,
> > wenn Du eh nichts mit dem System machen darfst?
> 
> Ich kann die Software auf Testgeräten benutzen. Diese Testgeräte sind
> extrem ähnlich zu den "echten", funktionieren aber nicht im "echten"
> Netz. Eine Rolle spielt es, weil ich dann auf schönen gewohnten
> Linuxschnittstellen arbeiten könnte. Darauf entwickelte Software
> liesse sich einfach auf andere linuxbasierte Geräte portieren, z.B.
> auf einen PC oder ein ganz anderes embedded Gerät, was nur ganz anders
> signierten Code startet. Da könnte ich dann vielleich meine
> linuxbasierte Anwendung verkaufen oder lizensieren.

Verstehe ich nicht. Du willst, dass auf einem Gerät, auf dessen System
Du eh keinen Einfluss hast, ein bestimmtes Betriebssystem läuft, damit
Du irgendwelche anderen Geräte entwickeln kannst? Was ist denn das für
eine Logik?

> Wieder albern: ist ein EPROM auf'm Sockel drauf, geht das. Ist der
> Chip aber EEPROM oder Flash, geht es nicht.

Das ist nicht albern. Das sorgt dafür, dass die GPL eben *nicht*
Einfluss auf die Hardware hat, sondern nur auf die Software.

> Unelegant, wenn man Fälle aufzählen muss.

Ich finde nichts unelegantes daran zu sagen: *Wenn* eine Möglichkeit zum
Ersetzen der Software besteht, muss diese an den Anwender weitergegeben
werden. Das ist nichtmal eine echte Fallunterscheidung, sondern eine
logische Voraussetzung.

Ich weiß, dass Informatiker gerne verallgemeinern. Die Gefahr ist, dass
man anfängt, natürlich Unterscheidungen pauschalisieren zu wollen. Die
Welt ist nun mal kompliziert.

> > Wieso verbietet die GPL, dass Irgendwer die hernehmen und als
> > proprietäre Variante an Andere verkaufen darf? Nach Deiner Ansicht
> > sollte die Lizenz sich in sowas ja nicht einmischen; wenn es Dumme
> > gibt, die sowas kaufen, sollen sie es dürfen...
> 
> Die HARDWARE steht doch nicht unter der GPL, und die HARDWARE kann
> sich jemand kaufen, wenn er will.

Auch wenn Du es noch drei mal wiederholst, wird es nix an den Tatsachen
ändern. Die Hardware ist der GPL scheißegal -- wie sie gestaltet ist,
oder unter welcher Lizenz sie steht, geht die GPL 'nen feuchten Dreck
an. Über die Hardware macht die GPL keinerlei Bestimmungen.

Die Klausel bezieht sich überhaupt nicht auf die Hardware, sondern auf
den Anbieter: Sie legt fest, unter welchen Bedingungen eine bestimmte
Form des Vertriebs -- nämlich vorinstalliert auf einem Gerät -- erlaubt
ist; genauso wie sie auch bei anderen Formen des Vertriebs Bedingungen
an den Anbieter stellt. Verstehe nicht was daran so anstößig sein soll.

Wenn Du die Legitimation der GPL in Frage stellst, Bedingungen über eine
bestimmte Vertriebsform des Codes zu machen, stellst Du das Copyleft
insgesamt in Frage.

> > > Was auch immer ein "propritärer Anbieter" sein mag. Kommerzielle
> > > Firma? Redhat?
> > 
> > Wenn Du nicht einmal so grundlegende Sachen wie den Unterschied
> > zwischen kommerziell und proprietär kennst, hat die Diskussion
> > natürlich wenig Sinn :-(
> 
> Dein Stil ärgert mich. Schon wieder schreibst Du einen Satz, der wohl
> suggerieren soll, dass ich keinen Unterschied kennen würde (und dass
> es hier eine Rolle spielen würde).

Sorry, aber offenbar kennst Du den Unterschied nicht, oder Du tust
zumindest so. Sonst würdest Du nicht "proprietärer Anbieter" mit
"kommerzielle Firma" oder mit RedHat in Verbindung bringen -- letzterer
ist schließlich das Paradebeispiel für einen kommerziellen Anbieter
freier Software.

> > Etwas Lektüre:
> > 
> >    http://www.fsf.org/licensing/essays/categories.html
> 
> Witzigerweise steht da sogar: "Most commercial software is
> proprietary", so dass ja wohl "Kommerzielle Software" eindeutig ein
> Beispiel für "Propritäre Software" ist, auch wenn "there is
> non-commercial non-free software".

Nein eben nicht. Die Aussage ist: Auch wenn heutzutage leider (noch?)
die meiste kommerzielle Software proprietär ist, darf man es *nicht*
gleichsetzen.

> Weiterhin sind "propritärer Anbieter" und "Proprietary software" nicht
> das gleiche. Vielleicht ist "propritärer Anbieter" sogar Quatsch, denn
> es wäre nach der von Dir verlinkten Definition ein Anbieter, dessen
> Benutzung, Weiter-Vertrieb oder Veränderung beschränkt ist.

Sorry dass mir die -- wie mir schien unmissverständliche -- sprachliche
Verkürzung von "Anbieter proprietärer Softwaer" zu "proprietärer
Anbeiter" erlaubt habe.

-Olaf-



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