[linux-l] OpenSource -Strategien

Jörg Schmidt joesch04 at web.de
Do Dez 2 10:33:26 CET 2010


Hallo,

> Wenn ein Unternehmen Probleme hat, mit einer der Freizeit-
> Aktivität eines Einzelnen zu konkurrieren, dann sehe ich
> darin keine Wettbewerbsverzerrung, sondern ein unfähiges
> Unternehmen, das zurecht vom Markt gefegt wird.

Das ist doch garnicht das Thema, ich hatte hier ein konkretes Beispiel
genannt um nicht allgemein zu werden, mit grundsätzlich niedriger
Quantität an Aufwand hatte das jedoch nichts zu tun.

Schau auf die Aktivitäten von (einstmals) SUN, der Vorteil für
Distributoren von OOo lag im dreistelligen Millionenbereich, alles
Kosten die diese bei Entwicklung propritärer Software selbst hätten
tragen müssen.
UNd es geht hierbei nicht um mögliche Nachteile für Sun, dafür ist Sun
selbst verantwortlich. Worum es geht sind Dritte, denn kein UNternehmen
was z.B. Maschinen baut könnte solche verschenken damit dritte damit
produzieren und hierbei geht auch darum das man so steuerliche
belastungen verklagen kann, ein ZUstand der ja allgemein bei KOnzerne
beklagt wird die sichh möglichjhst so organisieren das in
Hochsteuerländern überwiegend die KOnzernverluste anfallen und Gewinne
in Niedrigsteuerländern.

Irgendwie verstehst du scheinbar nicht das FOSS heutzutage kein Modell
nur allein mehr für ehrliche, nette Leute oder fortschrittliche Firmen
ist, sondern das auch unseriöse Firmen versuchen das Ganze auszunutzen,
durch kreatives Vorgehen und solche Effekte werden sich mit größerer
Marktdurchdringung verstärken, wenn man nicht gegensteuert.
WEnn sich die FOSS-Szene berechtigter WEise gegen Lizenzmißbrauch wehrt,
sollte sie gleichfalls im Blick haben wenn mit ihre Software bzw.
Software-Entwicklungsmodellen volkswirtschaftlich negatiiv umgegangen
wird, an den Stellen wo das geschieht.
Die Tendenz ist doch hier ganz ähnlich wie bei vielen Dingen die
zunächst beabsichtigen Gutes zu tun, irgendwann werden die erfolgreich
und dann wird versucht sie auszunutzen, siehe beispielsweise soziales
Engagement, da gabs in Berlin auch den Geschäftsführer(?) der dann
Gelder für einen Luxuswagen nutzte und moralische entrüstung reicht
dagenb nicht solche tEndenzen müsen rechtlich angegangen werden.


> Ich habe auch genrell ein Problem mit dieser Art von Argumentation.
> Vielleicht auch, weil sie aus der Microsoft-Propaganda-Ecke kommt,

Da kommt sie aber in meinem Falle NICHT her

> Mir kommt das ähnlich absurd vor, als würde man sagen, der
> Markt der Prostitution wird dadurch verzerrt, dass es sehr
> viele Menschen gibt, die kostenlos und ohne wirtschaftliche
> Interessen Sex haben. Und Leute, die sich selbst ihr Essen
> zubereiten, verzerren den Markt der Köche?

Nein, aber es ist in DE völlig normal das es rechtlich auch eine Grenze
für z.B. Nachbarschaftshilfe gibt. Ich darf, wenn ich z.B. Handwerker
bin, meinem Nachbar sicherlich einen Stromschalter kostenlos wechseln,
mauere ich ihm aber sein ganzen Haus kostenlos so hat das rechtliche
Konsequenzen, denn die Finanzverwaltung wird nicht bereit sein zu
glauben das ich hunderte Arbeitsstunden kostenlos erbringe.

> Direkte Parallelen zum Preis-Dumping kann ich da absolut nicht
> erkennen. Dann wäre ja jedes freie Gut inklusive der Luft, die
> wir atmen, das Ergebnis von Preis-Dumping und damit ein Zeichen
> von Wettbewerbsverzerrung.

Nein denn Luft steht ja eben jedem Hersteller zur verfügung, freie
Software nur jedem Anwender, beim Hersteller gibts lizenzabhängig
gewissen Einschränkungen - MS kann keinen GPL-Code in MS Office
einbauen.

> Würde man den Begriff "Wettbewerbsverzerrung" tatsächlich so
> inflationär gebrauchen, dann würde er doch jede Bedeutung
> verlieren.
>
> > (Du glaubst ich kritisiere Freie Software und Du empfindest ich
> > tue das mit merkwürdigen Argumenten,
>
> Es tut mir leid, dass du meine Kritik persönlich genommen
> hast. So war das nicht gemeint.

Nein, ich bin nicht gekränkt, ich empfinde nur das sich die Diskussion
an der Oberfläche bewegt und nicht dort wo sie mich interessiert,
nämlich in der wirtschaftlichen Theorie.

Außerdem:
stell Dir vor wir wären vergleichsweise Polizisten und müßten eine Demo
bewachen. WEil ich nun weiß das es dabei häufig durch das verschulden
der Polizei Verletzte gibt, versuche ich zu diskutieren wiue man das
vermeiden kann. Dazu muß ich dann aber zunächst erstmal sagen dürfen das
es tatsächlich Verletzte gibt die die Polizei verschuldet hat ohne in
Verdacht zu geraten Gegner der Polizei zu sein.
Was Du hier aber vielfach tust ist mir genau diese Analyse vorzuwerfen,
nach dem Motto 'Deine Aussage MUSS falsch sein, denn wir sind doch
erkennbar die Guten und Gute tun zwangsläufig NUR Gutes'.
So wie aber auch Polizisten Fehler machen geschieht das bei Freier
Software ebenfalls.

Zum Beispiel würde mich
> ernsthaft interessieren, inwiefern obige Beispiele Wettbewerbs-
> Verzerrungen darstellen.
>
> > denn sonst etsteht eine Spirale
> > derart wie ich sie hinsichtlich der Aussage des
> Linux-Hotels sinngemäß
> > zitiert hatte, nämlich das Preisdumping dadurch betrieben
> wird das Freie
> > Software kostenlos entwickelt wird und faktisch doch
> vorhandene Kosten
> > quersubventioniert werden.
>
> Und wieso ist das schlimm?

WEil das den Wettbewerb verzerrt und ganze Branchen unattraktiv macht.
Kurz gesagt wenn man Freizeitentwicklung von kommerziell genutzer
software zu weit treibt gerät die Softwarewirtschaft (nicht diejenioge
die Support anbietet) in Schieflage, weil dann quasi erstmal alle
Entwickler beruflich etwas Anderes tun um ihren Lebensunterhalt zu
sichern und anschließend ihre Freizeit zur Entwicklung von Software
nutzen.
Das was ich hinsichtlich des Linux-Hotels sinngemäß zitiert hatte,
beklagt genau diese Tendenz:

'Viele haben eine seltsame Einstellung zur Frage des Geldverdienens. Das
muß "irgendwoher kommen", aber bloß nicht dadurch, daß man etwas tut,
mit dem anderen im Bereich Freier Software geholfen wird. Ich denke, mit
dieser Einstellung wird großer Schaden angerichtet, weil intelligente
Menschen den Löwenanteil ihrer Fähigkeiten und ihrer Zeit dann
zwangsläufig außerhalb des Bereichs Freier Software einsetzen müssen.'

> Nimm zum Beispiel den Linux-Kernel, da
> arbeiten 'zig Firmen mit, die in die Entwicklung investieren, sich
> also die Kosten quasi teilen, und jede investiert in genau die Ecken
> des Kernels, die für sie am wichtigsten sind. Soweit ich weiß,
> funktioniert das relativ gut.

Dieses Beispiel ist ja gerade NICHT problematisch, weil Firmen ihre
Mitarbeeiter bezahlen.


Gruß
Jörg




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